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DIE REPORTAGE
19. April 2003
Musical-Projekt des Sängerbunds Efringen-Kirchen kommt gut an / Bereits zehn neue Sängerinnen / Konzert im Herbst
Singen, bis den Zuhörern die Tränen kommen
Efringen-Kirchen (wok). Chorleiter Erhard Zeh sorgt sich um die hohen Stimmen: "Schlagt mir den Sopran nicht tot", fleht er. Der Chor des Sängerbunds EfringenKirchen beißt sich ab Takt 237 von "Love changes everything" die Zähne aus. Es klingt fast wie ein Rap, wenn Zeh den Sängerinnen und Sängern in einer Art Sprechgesang die kritischen Textstellen erklärt.
"Wenn ich euch schon mal fortissimo singen lasse, dann macht es bitte auch", mahnt der "große Motivator", wie ihn seine Sänger gerne nennen, die Sopranistinnen. Natürlich hört Zeh die "Unebenheiten" heraus, für den Laien formt sich das Puzzle aus den verschiedenen Stimmlagen zu einem schönen Gesamtbild. Gänsehaut ist Absicht: "Die Leute sollen ihre Taschentücher rausholen und schluchzen: Hach, singen die schön", legt er seiner Mannschaft ans Herz.

Der Sängerbund freut sich über großen Zulauf. Seit der Chor das Projekt "Musical Melodien" gestartet hat, sind zehn neue Sängerinnen hinzugestoßen. Auch bei dieser Probe im Museum Alte Schule ringt ein Schnupper-Gast um den "richtigen Ton". Mittlerweile singen 40 Frauen und 20 Männer aller Altersschichten. "Wir könnten insbesondere noch ein paar Männer gebrauchen. Stimmlage ist wurscht", sagt der Vorsitzende Dr. Reinhard Knorr.
Die Mitglieder des Sängerbunds Efringen-Kirchen halten ihren Chorleiter Erhard Zeh für einen großartigen Motivator. Foto: Kaja Wohlschlegel
Im November wollen die Sänger Melodien bekannter Musicals wie etwa "Phantom der Oper", "Mama Mia", "Grease" oder "Les Miserables" zusammen mit der Heinz-Uebel-Combo aufführen. "Zu wünschen wäre natürlich, wenn wir aus dem Projektchor einige neue Stammsänger gewinnen könnten", erklärt Knorr.

Der Chorleiter spricht in Bildern: "Das ist eine Bewegung wie beim Wäsche-Aufhängen", sagt er vornehmlich an die Adresse der Frauen. Für die Herren verwendet Zeh Vergleiche mit dem Auto-Fahren und mit dem Kirschen-Stehlen, wenn er ihnen zeigt, wie sie den Ton am besten halten.

Eine falsche Aussprache stellt Erhard Zeh die "Bürste". "Es heißt never, nicht neva", mahnt er mehr als einmal. Auch beim Stück "Nur ein Zimmerchen irgendwo" aus "My fair Lady" haut es ihn fast vom Klavierhocker, als "seine Eliza Doolittles" "wundaschön", statt "wunderschön" vor sich hin träumen. Das Stück mit seinen vielen Tempowechseln und Sprüngen zwischen Legato und Stakkato bereitet seinen Leuten Kopfzerbrechen. Und Zeh hat Mitleid: "Ich weiß auch nicht, wie man ein so doofes Lied komponieren kann", meint er scherzhaft. Ein Jazzsänger müsse nur "solches Zeug" singen. Es sei zwar schwer, aber durchaus reizvoll - wenn man es erst einmal drauf habe, schränkt Zeh ein. Nach mehreren Anläufen klappt die holperige Stelle und der Dirigent schickt seinen Sängerinnen einen Handkuss. Mit dem Lied werden sich die Sänger noch einige Proben beschäftigen müssen. Als "kleine Motivations-Spritze" für seine Leute setzte Zeh das schwierige Stück auf das Programm für einen (Benefiz-)Auftritt in Wehr*. Der Termin ist bereits in wenigen Wochen.

* Herten

Wer Lust zum Singen hat, kann sich bei Dr. Reinhard Knorr unter Telefon 07628/ 940551 melden.

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