WEHR (hjb). Es war eine musikalische Zeitreise in die 1950er-Jahre, was der Sängerbund Efringen-Kirchen bei einer Benefizveranstaltung auf die Bühne der Stadthalle brachte. Mit von der Partie war eine Big-Band aus dem Markgräfler Land unter Leitung von Adolf Kalkovski sowie das Henry-Uebel-Trio. Was diese gemeinschaftlich auf die Beine stellten, begeisterte alle Besucher. Erhard Zeh, Leiter des Chores, ehemals Lehrer in Wehr sowie FC-Aktiver, hatte zusammen mit seinem Berufskollegen Bernd Vollmer ein Programm ausgeheckt. |
Dieses Mal stand es unter dem Motto "Nylons, Jeans und Petticoat", ergänzt noch mit dem Zusatz "So schön war die Zeit". Weil es beim Publikum im Markgräfler Raum bereits gut angekommen war, entschied sich Zeh für eine Wiederholung in Wehr - in der Absicht, damit dem Wehrer Freundeskreis "Granja El Ceibo" und dem von diesem unterstützten Heim in Argentinien behilflich sein zu können. Zeh ist ein großer Förderer des Granja-Initiators Hans-Gerd Wiesner, der früher sein Schüler war.
Hat man den Pädagogen Zeh schon als Vokalsolist, Bardensänger und Texter in Wehr erleben können, so noch nie zusammen mit dessen Chor, den er seit drei Jahren leitet. Was er dieses Mal mit seinen Mitstreitern auf der Bühne bot, hat alle Erwartungen übertroffen. Das Publikum genoss die Darbietungen des 45-köpfigen gemischten Chores und des 16-köpfigen Instrumental-Ensembles. Die boten ausschließlich Musik aus den 50er-Jahren. Wenn so bekannte Melodien wie "Ramona", "Capri-Fischer", "Mädchen aus Piräus", "Petit Fleur", "Banana-Boat-Song", "Island in the sun", "Lollypop" oder der "Mitternachtsblues" und noch andere erklangen, summte jeder mit oder wippte mit den Beinen. Etliche Zuschauer kamen aus der Region um Efringen-Kirchen angereist. Sie hatten von der Wehrer Wiederholung erfahren und wollten unbedingt dieses Konzert noch ein Mal erleben. Der Vorsitzende des Wehrer Freundeskreises Peter Keller zeigte sich sehr beeindruckt von dem Gebotenen, aber auch dem guten Besuch. "Wir hatten am Ende eigentlich nur Gewinner", konstatierte Keller sehr zufrieden. Dass alle Mitwirkenden auf Gage verzichteten, um damit ihre Solidarität mit dem Argentinien-Projekt zu bekunden, das freute Keller besonders. Um die Kasse des Freundeskreises zu schonen, habe der Chor aus Efringen sogar Wein und Vesper für das spätere gemütliche Zusammensein aller am Abend Beteiligter mitgebracht, sagte Keller der BZ.
Durch und durch dominierte die Nostalgie. Damen in Petticoats, gepunkteten Miniröcken, dicken farbigen Hornbrillen und feschen Hütchen prägten das Bild. Ansager Bernd Vollmer trat als Radiomoderator und Vertreter der RSE (Radiostation Sängerbund Efringen) auf. Man biete ein Programm "für einen guten, besseren, besten Zweck, eben zur Hilfe der Granja an", erklärte dieser. Und schon erklangen die ersten Takte aus dem Äther, entnommen Freddy Quinns "So schön, schön war die Zeit".
Es blieb nicht bei dieser technischen Spielereien, sie sollten sich im Laufe des Abends noch oft wiederholten. Wenn Vollmer zum Beispiel Passagen aus damaligen politischen Debatten, Koch-, Hausfrauen- und Werbesendungen einspielte. Schnippelarbeit sei es gewesen und viel Zeitaufwand habe es gekostet, bis alles auf den Tonträger gebannt war. Ganz zu schweigen von dem Aufwand, bis die Originale gefunden und die eigenen Texte für die Moderation geschrieben waren, erzählte Vollmer. Zu hören waren Bundeskanzler Adenauer, Wirtschaftsminister Ludwig Erhart und Ausschnitte aus dem WM-Endspiel Deutschland gegen Ungarn 1954.
Das Publikum war jedenfalls begeistert. Es geriet vollends aus dem Häuschen als die Vokalsolistin Eva Hoffman mit dunkler und tiefer Stimme Dalidas "Am Tag als der Regen kam" und Trude Herrs "Ich will keine Schokolade . . ." intonierte. Umjubelt wurde auch Erhard Zeh, als dieser am Ende des Abends noch zur Gitarre griff und seine Version von "Bueno Sera Senorina" sang.
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