Efringen-Kirchen grob verschätzt: Nämlich im Publikumsinteresse. Im Gegensatz zu den Erwartungen ein klassisches Konzert zu 200 Jahre Felix Mendelssohn Bartholdy wird wohl nicht so viele Gäste interessieren, wie der Vorsitzende Reinhard Knorr vermutet hatte stürmten fast 300 Klassikfreunde, viele davon aus der Schweiz, das Foyer der Mehrzweckhalle. Mit dem Ergebnis, dass die Sänger gleich zu Beginn Türen öffnen und weitere Stuhlreihen aufstellen mussten.
Stimmlich ausgewogen und sehr schön ausgewählt waren die das Konzertprogramm umrahmenden Beiträge aus den beiden Mendelssohn-Oratorien Paulus und Elias. Insbesondere das volksliedhafte Wie lieblich sind die Boten, Allein Gott in der Höh sei Ehr aus Paulus sowie das anrührende Denn er hat seinen Engeln befohlen und Verleih uns Frieden gnädiglich aus Elias interpretierte der Chor mit seinem Dirigenten Erhard Zeh überaus überzeugend.
Informationen aus dem Leben des Komponisten, darunter Briefschilderungen von Festen auf dem Lande, Wald- und Frühlingsstimmungen, erklärten die eingängigen Melodien in Liedern wie Lerchengesang, Frühlingslied, O wunderbares tiefes Schweigen oder Abschied vom Walde.Vielfach kanonartig angelegt, entstand durch die Darbietung des Chors eine unglaubliche Klangfülle, die viel Beifall fand. Zeh hatte seine Sänger auf die feinen Melodiesentenzen buchstäblich eingeschworen, was an den konzentrierten Einsätzen der Stimmen zu hören war.
Wunderbar waren die Solisten: Die renommierte Pianistin Kim glänzte beim Lied ohne Worte mit brillant ausgeführten Läufen, spielte temporeich mit vielen Crescendi das Jägerlied, war eine feinfühlige Begleitung für den Chor und für die Sopranistin Schutzbach. Letztere sorgte mit der Arie Jerusalem, die du tötest die Propheten, mit dem schwermütigen Herbstlied und insbesondere mit der fulminanten Interpretation des düster, bedrohlich wirkenden Hexenliedes, auch Andres Maienlied genannt, für Bravo-Rufe und donnernden Applaus.
|