Was ist denn anders an den internationalen Liedern?
Auf den ersten Blick einmal die Sprache, aber das ist natürlich sehr vordergründig, da dies ja nur die Texte betrifft und wir viele Lieder in deutscher Übersetzung singen. Für uns Deutsche gehören zum Weihnachtsfest Schnee, Tannenbäume und jede Menge Gefühl. Erst wenn es so schön heimelig und besinnlich ist, fühlen wir uns so richtig wohl, geht uns die Seele auf, denn schließlich ist für die meisten Weihnachten das größte Fest des Jahres.
Ist es das denn nicht?
Im Kirchenjahr ist eigentlich Ostern das höchste Fest, aber für viele ist es trotz allem das Weihnachtsfest, und dazu gehören eben die schönen deutschen Weihnachtslieder. Dabei stammen viele “unserer” Lieder in Wirklichkeit aus dem Ausland, ich denke da nur an “Stille Nacht”, das aus Österreich und “Oh du fröhliche Weihnachtszeit”, das aus Sizilien kommt.
Wie wird denn woanders zu Weihnachten gesungen?
In England z.B. sind viele Lieder viel fröhlicher. Wer einmal das muntere Geläute der Kathedrale von Canterbury gehört hat, versteht sofort, warum das Lied “Ding dong! Merrily on high”, das wir mit deutschem Text singen, so beschwingt klingt. Allerdings gibt es auch dort besinnliche Lieder, die unseren sehr ähnlich sind. Auch in den USA gibt es heitere songs wie “Jingle bells” und getragenere Kompositionen wie Irving Berlins “I’m dreaming of a white Christmas” aus dem Jahr 1942. Diese beiden Lieder singen wir allerdings nicht, sondern solche, die eher den Gospelsongs nahe stehen.
Wohin führt uns die musikalische Reise noch?
Neben anderen europäischen Ländern auch nach Afrika. Dort ist zur Weihnachtszeit Hochsommer, und entsprechend temperamentvoll sind auch die Melodien: da wird getanzt und geklatscht, und so gar nichts erinnert dabei an unsere kalten Winternächte. Auch unter der mexikanischen Sonne ist alles etwas temperamentvoller, aber nicht weniger weihnachtlich als bei uns – eben nur anders. Aber lassen Sie die Zuhörer doch selbst urteilen! Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn die Kirche am Sonntag Nachmittag voll würde, nicht zuletzt wegen der Kollekte, die wir einem karitativen Zweck zuführen werden.
|