Vereinsgeschichte
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von Dr. Verena Alborino
ehemalige Leiterin des Heimatmuseums, Efringen-KirchenAuszug aus der Festschrift zum 150-jährigen Vereinsjubiläum 1994
leicht überarbeitet und ergänzt von Dr. Reinhard Knorrie Wurzeln des Sängerbundes Efringen-Kirchen reichen weit in das 19. Jahrhundert zurück. Nach mündlicher Überlieferung soll der Gesangverein von Efringen schon am 9. Juni 1836 ein Ständchen zum Anlaß der Geburt von Barbara Däublin, Tochter des ehemaligen Vorsitzenden Barthlin Däublin gegeben haben.Erste schriftliche Aufzeichnungen über die frühe Existenz eines Gesangvereins sind Zeitungsartikel aus dem Jahre 1844, nach denen der Verein zu Vorproben in das Gasthaus "Zur Blume" in Kandern für das "3. Oberländer Sängerfest" in Lörrach eingeladen wurde. Auch am "4. Oberländer Sängerfest" in Müllheim 1845 und am "Sängerfest" in Haltingen 1846 war der Efringer Gesangverein nachweislich beteiligt.
ie erste Fahnenweihe 1844 stellt einen Fixpunkt in der Vereinsgeschichte dar. Alle späteren Jubiläumsfeste - 1934, 1954, 1969 und 1994 - bauten darauf auf. Die Fahne selbst befand sich in Obhut von Anna Maria Däublin, Fahnenjungfrau von 1844, und wurde am 8. Januar 1913 von Vereinsmitgliedern feierlich in das Gasthaus "Zum Ochsen" überführt, wo sie leider während des 2. Weltkrieges einem Brand zum Opfer fiel. Das Datum der Fahnenweihe wird gestützt durch ein Gemeinderatsprotokoll des Nachbarortes Kirchen. Darin bat der Gesangverein Kirchen mit Verweis auf die Nachbargemeinde Efringen um die Anschaffung einer eigenen Fahne aus Gemeindemitteln.
ufzeichnungen aus den Revolutionsjahren sind kaum vorhanden, da Gesangvereine wahrscheinlich am politischen Geschehen beteiligt waren und daher von Seiten der Regierung streng verboten wurden. Sie waren gezwungen, nach außen harmlos zu erscheinen, weswegen die provokativen liberalen Lieder nur im Verborgenen gesungen werden konnten.
aden verfiel nach dem Scheitern der Revolution in eine Zeit der Reaktion mit allen typischen Erscheinungsbildern wie Verfolgung der "Demagogen", Aufrechterhaltung des Kriegszustandes (bis 1852) und Unterdrückung liberaler Bestrebungen . Das Lörracher Bezirksamt galt als besonders reaktionär.1856 begann mit dem Regierungsantritt des Großherzogs Friedrich I. eine neue Ära, in der sich die Verhältnisse durch die liberale Gesinnung dieses Herrschers stabilisierten und die durch Revolution und Reaktion aufgeputschten Emotionen sich beruhigten. Seit 1860 bildeten die Liberalen die regierende Partei in Baden. In ihrem Programm forderten sie auch die Umgestaltung des 1849 verschärften Vereins- und Versammlungsgesetzes.
n das Jahr des Regierungswechsels fällt die erneute Gründung eines Gesangvereins in Efringen. Seit 1856 existieren Rechnungsbücher des Vereins. Das dritte Rechnungsbuch wird mit der Bemerkung eingeleitet: "Der Verein wurde gegründet den 19. Dez. 1856. Offiziell trat der Gesangverein jedoch erst 1862 in Erscheinung. Am 17. März erteilte das Bezirksamt die Genehmigung mit der Auflage, jede Veränderung der Statuten oder des Vorstandes innerhalb von drei Tagen anzuzeigen.
m 3. Juli 1863, etwa ein Jahr nach seiner offiziellen Gründung, erhielt der Verein von den Frauen und Jungfrauen des Dorfes eine Fahne. 1864 teilte der Gesangverein dem Großherzoglichen Bezirksamt die Namensänderung in "Sängerbund Efringen" mit und nannte auch den Namen des neuen Vorstandes, Notar Veitenheimer. 1866 wurde Karl Friedrich Zipsin als Vorstand gemeldet, 1871 Frieder Schlegel und 1874 Fritz Gräßlin aus Kirchen. 1877 trat der Verein ganz offiziell dem Badischen Sängerbund bei.
ie Rechnungsbücher des Vereins belegen kontinuierlich ein aktives Vereinsleben, über 40 Jahre geprägt durch seinen berühmten Dirigenten Sängervater Michael Jost aus Egringen. Das bedeutendste Sängerfest am Ort feierte der Verein 1895 in "Wittichs Garten" mit 22 Gastvereinen. Handgeschriebene "Programm-Texte" zu Konzerten des Efringer Sängerbundes der 80er Jahre eröffnen uns das ganze Spektrum seines musikalischen Repertoires.
is zur Jahrhundertwende informieren uns fortlaufende Rechnungsbücher über die Einnahmen und Ausgaben sowie den Mitgliederstand des Vereins - dieser schwankte zwischen 10 und 30 Personen. Noch im letzten Rechnungsbuch von 1895 ist am 31. Dezember - wie in den Jahren zuvor - die Auszahlung des Dirigenten Michael Jost vermerkt. Seit dem Jahr 1904 erfahren wir mehr über das eigentliche Vereinswesen, denn von nun an wurden ausführliche Protokollbücher angelegt.
m Laufe der Jahre wiederholten sich die Generalversammlungen, Konzerte, Familienabende, Kaiserfeiern, Weinmusterungen und das Singen von Ständchen bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten. Einmalige Höhepunkte bedeuteten die Schweizerreise, ein Ausflug auf den Belchen, ein Waldfest in der Enge, Christbaumverlosung, die Fahnenweihe am 2. Juni 1907, ein Hasen- und Lachsessen (17. Dezember 1910) im "Ochsen" und die Einweihung des neuen Schulhauses 1912 (heute "Alte Schule" mit Museum). Schließlich bereitete der 1. Weltkrieg dem Vereinsleben ein jähes Ende: Am 1. August 1914 fand im "Ochsen" eine Abschiedsfeier statt "anläßlich der Einberufung der meisten Mitglieder zur Fahne".
m 8. Dezember 1918 traf man sich zum ersten Mal nach Kriegsende wieder zu einer gemeinsamen Singstunde. Vier Sängerkameraden waren gefallen. Für die heimgekehrten Soldaten veranstaltete der Efringer Jungfrauensängerbund am 19. Januar 1919 eine Feier im "Markgräfler Hof" und stiftete dabei dem Verein ein imposantes Trinkhorn. Trotz der schweren Nachkriegsjahre wurden die alten Gewohnheiten des Vereinslebens langsam wieder aufgenommen: regelmäßige Singstunden, "Ständle-Singen", jährliche Generalversammlungen, Konzerte (meist in der Turnhalle) und Gartenfeste. Nach wie vor war es beliebt, die Weinmusterung mit einem Hasenpfefferessen zu verbinden. Dabei ernteten die Kochkünste des Heini Wittich stets den größten Beifall.
esondere Bedeutung kam 1934 dem Fest zum 90jährigen Jubiläum der Fahnenweihe zu. Im prächtig geschmückten Dorf empfing den Besucher auf einem Triumphbogen der Sängerspruch: "Grüß Gott mit hellem Klang, Heil deutsches Wort und Sang." Großen Aufschwung erhielt der Verein im Oktober 1924 durch die Wahl des neuen Dirigenten, Musikdirektor Kaufmann aus Weil. In den Proben begann ein intensives Arbeiten. Unter dem 1924 zurückgetretenen Dirigenten Stiefel bildete sich die Gruppe "Gregori" aus ca. 8-10 Sängern des Sängerbundes mit sehr guten Stimmen, die in den 20er und 30er Jahren - nach Berichten "bis zum Kaiserstuhl hinab" - ebenfalls erfolgreich auftrat.
n den kleinen Ereignissen des Vereinslebens spiegelt sich vielfach auch das große Zeitgeschehen wider. Eine Schilderung der "Kriegsgefangenen-Heimkehrfeier" am 8. November 1920 im "Markgräfler Hof", an der auch der Gesangverein teilnahm, spricht für das gute Verhältnis, das sich zu den Heimkehrern aufgebaut hatte.
eutlich schlugen sich die schlechten Nachkriegsjahre im Vereinsleben nieder. Durch die hohen Reparationsforderungen der Siegermächte (über 100 Milliarden Goldmark) drohte der Zusammenbruch der deutschen Währung und Wirtschaft. Als Deutschland mit den Reparationslieferungen geringfügig in Verzug kam, rückten im Januar 1923 französische und belgische Streitkräfte in das entmilitarisierte Ruhrgebiet ein. Die Ruhrbesetzung führte in Deutschland zu einer katastrophalen Wirtschaftslage und letztlich zur Inflation. Erst Ende 1923 gelang es der Regierung, die Inflation mit dem "Wunder der Rentenmark" zu überwinden, was auch unserem kleinen Verein zugute kam.
m Jahre 1933 begann die Zeit des Dritten Reiches. Die Protokolle klingen sachlich neutral, ohne Einfließen nationalsozialistischer Parolen. Am 13. Oktober 1933 wurde trocken vermerkt: "Anschließend an die Singstunde fand die Gleichschaltung statt." Die Lieder, die neu einstudiert wurden, waren fast ausschließlich vor der nationalsozialistischen Zeit entstanden. Die letzte Singstunde vor dem Beginn des 2. Weltkriegs fand am 20. Juli 1939 statt. Wenig später wurden die meisten Sänger zu den Waffen gerufen. In den folgenden schweren Jahren war kein Vereinsleben mehr möglich.
ereits kurz nach Kriegsende erwachte der Wunsch, sich wieder zum gemeinsamen Chorgesang zusammenzufinden. Aus Mitgliedern der ehemaligen Gesangvereine von Efringen und Kirchen sowie einer Anzahl junger Sangeswilliger entstand - zum ersten Mal in der Geschichte des Doppeldorfes - ein gemeinschaftlicher "Gesangverein Efringen-Kirchen", später "Sängerbund-Rhenus Efringen-Kirchen" genannt. Zunächst übertrug man dem ehemaligen Dirigenten des Sängerbundes Efringen, Musikdirektor Kaufmann, die Leitung des Chores. Ein Jahr später gab es Unstimmigkeiten in der Dirigentenfrage, und Oberlehrer Kern gewann die Wahl zum neuen Chorleiter.
m 29. April 1951 fanden sich 25 ehemalige Mitglieder und Sangesfreunde im Gasthaus "Zum Bahnhof" ein, um den "Sängerbund Efringen-Kirchen 1844" unter dem Dirigenten Rössiger aus Istein neu zu gründen. Als Probenlokale waren abwechselnd das Gasthaus "Zum Bahnhof" und der "Markgräfler Hof" vorgesehen. Ein geregeltes Vereinsleben formierte sich erst langsam. Zwei Jahre nach seiner Gründung, im März 1953, veranstaltete der Verein erstmalig eine Generalversammlung. Dabei stellte man den neuen Dirigenten, Herrn Fischler, vor.
m Januar des Jubiläumsjahres 1954 erhielten "die Frauen und Jungfrauen im Ortsteil Efringen" ein Rundschreiben mit der Einladung, dem Verein beizutreten. Das Schreiben verfehlte seine Wirkung nicht. Die erste Singstunde am 18. Februar konnte mit 30 weiblichen Personen abgehalten werden. Schon bald erfolgte die Einübung Gemischter Chöre. Nachdem die Form, in der die Frauen im Sängerbund mitwirken sollten, zunächst nicht festgelegt war, wurde am 22. Juli 1954 die Frauenabteilung gegründet und beschlossen, teils Frauenchöre, teils gemischte Chöre einzuüben. Die Wahl der "Vorstandsdame" fiel auf Erna Ziereisen.
ie Mitgliederzahl stand in deutlicher Abhängigkeit zum persönlichen Einsatz der Dirigenten und Dirigentinnen. Zunächst leitete Wilhelm Fischler den Männer-, Frauen- und Gemischten Chor in einer Person (1953-1970). Mit viel Idealismus brachte er den Sängerbund auf ein beachtliches musikalisches Niveau.
ernhard Schrötel trat 1970 die Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden Dirigenten an, und es zeigte sich, dass er für die Zukunft des Vereins eine besonders glückliche Wahl war. Die hervorragende Kritik beim Wertungssingen in Binzen 1977 kennzeichnete sein Können, ein großes Fachwissen in die Praxis des Chorsingens umzusetzen. Besonders im Bereich der Kirchenmusik ließ er den Chor über sich hinauswachsen, zuletzt bei der 150-Jahr-Feier des Vereins.
nge Meyer wurde als erste Chorleiterin des Frauenchores geworben. Sie trug mit neuen Liedern dazu bei, auch bei jungen Frauen Interesse am Singen zu wecken.
ndrea Wiedemann brachte 1988 als neue Leiterin des Frauenchores viel Elan mit. Ohne Werbung erhöhte sich der Frauenchor bis 1990 auf 50 Mitglieder. Als ausgebildete Musiklehrerin stand sie Herrn Schrötel an Qualifikation nicht nach. Beide Chorleiter verband eine ähnliche musikalische Grundeinstellung von hohem Niveau, was eine gute Voraussetzung für eine harmonische Zusammenarbeit bildete. Einer der Höhepunkte ihres Schaffens war sicherlich das Pop-Konzert im Jahre 1998. Unmittelbar nach dem Konzert legte Frau Wiedemann ihr Amt nieder, um sich besser der Arbeit mit Ihren beiden anderen Frauenchören in Binzen und ihrem Wohnort Nollingen widmen zu können.
hr Nachfolger Herr Christian Rabe ging sehr engagiert und vielleicht auch etwas unkonventionell an die Arbeit. Nach einem Jahr intensiver Probenarbeit, das sicherlich eine Bereicherung und eine wertvolle Erfahrung für den Chor war, und einem gelungenen Auftritt beim Gesangverein Grißheim, kristallisierten sich jedoch unüberbrückbare Differenzen heraus, die schließlich zum Ende der gemeinsamen Arbeit führten.
m Frühjahr 2000 wurde mit Herrn Erhard Zeh ein erfahrener Chorleiter gefunden, dem es innnerhalb kürzester Zeit gelang, den Chor neu zu motivieren. Das gelungene Konzert "Liebe, Love, L'Amour", das er in nur 6 Monaten vorbereitete, zeugt von seinem außerordentlichen Engagement und seinem professionellen Arbeitsstil. Nur ein Jahr später führte er den Chor mit dem Kirchenkonzert anlässlich des 50-jährigen Glockenjubiläums zu einem weiteren musikalischen Höhepunkt. In den folgenden Jahren prägte er das Profil des Chores durch zahlreiche Themenkonzerte unterschiedlicher Stilrichtung und erarbeitete so ein außerordentlich großes und abwechslungsreiches Repertoire.
m Jahr 2018 wurde Erhard Zeh während der Frühjahrstagung des Obermarkgräfler Chorverbands für 50 Jahre Tätigkeit als Chorleiter geehrt. Auch der Sängerbund Efringen-Kirchen gratulierte ihm dazu beim "Singen im Garten". Während der Generalversammlung 2020 wurde er zudem für 20 Jahre als erfolgreicher Chorleiter unseres Chores geehrt. Auf dem Höhepunkt der COVID19-Pandemie fand dann im gleichen Jahr ein Wechsel statt: Neuer Chorleiter wurde Herr Heiko Mazurek.
ereits Anfang 2023 übernahm die erfahrene Musiklehrerin und Chorleiterin Frau Simone Brobeil die Chorleitung.
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